Natürlich Klettern
Über 4.000 Naturfelsen bieten Kletter*innen in Deutschland die Möglichkeit, ihrer Leidenschaft auch unter freiem Himmel nachzugehen. In Hinblick auf viele seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten, die die Felsen als Lebensraum nutzen, ist dies nicht selbstverständlich
Von A wie Anreise bis Z wie Zustieg
Um die Klettergebiete auch langfristig zu erhalten, machen ein paar Regelungen Sinn. Damit der Spaß nicht auf der Strecke bleibt, verdeutlicht die Kampagne „Natürlich klettern“ die wichtigsten Tipps anhand einprägsamer Postkarten. Zusätzliche Infos bietet die Felsinfo des DAV.
Anreise
Viele Klettergebiete sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen – für Klima und Umwelt unbestritten die schonendste Art der Anreise. Sollte das Auto doch unumgänglich sein, empfiehlt es sich, Fahrgemeinschaften mit Bekannten oder anderen Felsaspirant*innen über Mitfahrportale oder auch die „Schwarzen Bretter“ der Sektionen zu bilden. Vor Ort sind die Parkmöglichkeiten oft knapp, trotzdem sollten nur ausgewiesene Parkplätze genutzt werden. Einfahrten, Forst- oder Feldwege etc. dürfen auf keinen Fall zugeparkt werden. Ein großer Teil der Probleme in den Klettergebieten geht nicht auf den Naturschutz, sondern auf Eigentümer- und Anwohnerkonflikte zurück.
Am Fels
Wandfußbereiche sind Lebensräume für Spezialisten aus der Tier- und Pflanzenwelt. Wasserknappheit und Nährstoffarmut bilden einen extremen Standort. Achtlos hingeworfene Rucksäcke, Crashpads oder Seilsäcke schädigen diese fragilen Biotope. Ein zentrales Materialdepot an einer sinnvollen Stelle reduziert diese Belastung. Auch soziales Mitdenken ist unerlässlich: Feuerstellen, Zigarettenkippen, Müll und Fäkalien verleiden nicht nur Kletternden den Aufenthalt. Sehr oft stehen Felsen auf Privatgrund – Probleme bis hin zur Felssperrung sind dann vorprogrammiert.
Kletterethik und Respekt
Der DAV unterstützt eine Entwicklung, die den Bedürfnissen und Ansprüchen der unterschiedlichen Nutzergruppen beim Felsklettern Rechnung trägt und Verantwortung für die Historie des Klettersports übernimmt. Die Kletterethik als Selbstverpflichtung ist regional stark beeinflusst, Informationen hierzu bieten die einzelnen Kletterregionen im DAV-Felsinfo. Diese sollten, wie auch die Erstbegehungs- und Sanierungscharta, zur Orientierung dienen und zur Etablierung von „gutem Stil“ beitragen. Letztendlich liegt es aber an uns allen, den regionalen Gegebenheiten und Verhaltensgrundsätzen mit Respekt und im Rahmen unserer klettertechnischen Möglichkeiten zu begegnen.
Kletterkonzepte
In vielen Klettergebieten Deutschlands wurden mit großem ehrenamtlichen Engagement sogenannte Kletterregelungen oder Kletterkonzeptionen entwickelt. Kletterverbände, Behörden und Naturschutzverbände arbeiten hier Hand in Hand. Die Vereinbarungen beruhen auf dem Prinzip der Freiwilligkeit, sowohl auf Seiten der Kletternden als auch seitens der Behörden und Umweltverbände. Die Akzeptanz der Maßnahmen ist die wichtigste Voraussetzung, um die Klettermöglichkeiten langfristig zu erhalten.
Kleinräumige Felszonierungen und zeitweilige Sperrungen sind mit den Symbolen "Kreuz" und "Pfeil" direkt an der Felswand gekennzeichnet. Das Kreuz markiert gesperrte Wandbereiche oder Zustiegswege. Der Pfeil zeigt den freigegebenen Wandbereich beziehungsweise den richtigen Zustiegsweg an.
Unterkunft
Direkt am Fels zu übernachten, mag zwar reizvoll sein, führt aber nicht selten zu Ärger mit der Nachbarschaft, Förster*innen oder Jäger*innen. Bitte nutzt daher Campingplätze, DAV-Hütten oder Gasthäuser. Dies hat auch einen großen Vorteil: so bleibt etwas Geld bei der regionalen Bevölkerung hängen und damit steigt langfristige die Toleranz gegenüber den Gästen und ihrem seltsamen Treiben am Fels.
Vogelschutz
Felsbrütende Vogelarten wie Uhu, Wanderfalke oder Kolkrabe sind während der Brut- und Aufzuchtzeit sehr störempfindlich. Um sie in dieser wichtigen Phase zu schützen, können zeitlich befristete Sperrungen einzelner Routen, Sektoren oder auch Felsen vereinbart werden. Gekennzeichnet wird das am Fels dann mit einer Plakette. Aktuelle Sperrungen können auch jederzeit im DAV-Felsinfo eingesehen werden.
Zustieg
Über den Zustieg informieren vorab der Kletterführer oder die DAV-Felsinfo, vor Ort teilweise auch Übersichtstafeln oder Hinweisschilder. Eine gute Landkarte erleichtert oft die Suche. Klettergärten sind meist auf Wander- oder Forstwegen, zum Schluss meist über kleine Steige zu erreichen. Bitte bleibt auf den Wegen und kürzt nicht ab. Vor allem im Umfeld der Felsen gibt es oft trittempfindliche Biotope.
Informationsquellen
- Das Portal dav-felsinfo.de enthält Informationen zu rund 4000 Felsen in Deutschland und alle aktuellen Kletterregelungen
- Kletterführer, möglichst in aktueller Auflage mit dem Gütesiegel "Naturverträglich Klettern"
- Regionale Internetseiten für das Donautal (https://www.ig-klettern-donautal.de/)