© DAV Tuttlingen/Hendrik Basler

Mountainbiken in Baiersbronn

Drei Tage unterwegs im Schwarzwald

21.06.2025

Baiersbronn, Tag 1:

Nach der Ankunft in Baiersbronn-Obertal beziehen wir eine schöne Ferienwohnung mit drei Schlafzimmern, geräumigem Wohnzimmer und super ausgestatteter Küche, aber leider mit nur einem Badezimmer. Hier ist Schnellduschen angesagt.

Die sechs Bikes werden schnell gerichtet und nach einer kleinen Einweisung durch unseren Guide machen sich dreihundertvierzig Jahre Lebenserfahrung auf den Weg. Das Frühlingswetter meint es fast zu gut mit uns, 30 °C im Schatten wären überhaupt nicht nötig gewesen. Baiersbronn hat viele Trails und ausgeschilderte Touren zu bieten, aber wir fahren heute erst mal die Zwei-Seen-Runde. Beim Einrollen durch das malerische Murgtal blubbert Dichtmilch aus einem Vorderreifen. Der Luftverlust hält sich in Grenzen und weiter geht’s.

 

Von einem edlen Light-e-MTB abgesehen sind wir mit reinem Muskelantrieb und sehr ordentlichen Trailbikes von Orbea, Santa Cruz, Specialized und YT unterwegs. Aber der Pilot des zehnjährigen 27,5er Canyon mit schmatzendem Dämpfer beweist einmal mehr, dass das Material oft überschätzt wird.

Nach einem Anstieg von 200 Höhenmetern gibt’s eine kleine Rast am Ellbachsee, einem verlandenden Karsee. Wer dieses Relikt aus der letzten Eiszeit noch live erleben will muss sich beeilen, denn in 100 Jahren wird’s ihn nicht mehr geben. Weiter geht’s zur deutlich jüngeren Aussichtsplattform 150 m darüber. Aus einem Vorderreifen blubbert schon wieder Dichtmilch. Oben angekommen werden zum ersten Mal Protektoren angelegt, um den Weg runter zum See unter das Gummi zu nehmen. Hardtails wären auf diesen ruppigen Trails völlig fehl am Platz.

Dann geht‘s wieder hoch zur Sankenbach-Hütte, vorbei am gleichnamigen Wasserfall und über einen halsbrecherischen Fußweg runter zum gleichnamigen See. Unser Guide will die Aussage auf dem Naturdenkmal-Hinweisschild widerlegen, dass man auf diesem Weg nicht Radfahren „kann“. Kann man, wenn man S3+ beherrscht. Wenn nicht, schiebt man besser oder das Gummi bleibt nicht immer zuunterst.

Nach ausgiebiger Rast am See geht‘s dann auf einem kurzen, aber knackigen Trail runter nach Baiersbronn zum Eisessen. Am Abend werden die Körnerspeicher mit Spaghetti und leckeren Soßen wieder aufgefüllt, veganes Chili und bunter Salat runden das Menü ab. Lange dauert es nicht, bis sich allgemeine Müdigkeit breit macht.

Tag 2

Nachdem am ersten Tag der Schwerpunkt auf Landschaft lag – gewürzt mit 2 richtig anspruchsvollen Trailabfahrten zu 2 Seen – wahrscheinlich die anspruchsvollsten Trails um Baiersbronn – sah das Programm für den nächsten Tag Trails satt vor. Zuerst rollten wir das Tal vom Obertal nach Baiersbronn hinunter & dann etwas die Murg entlang nach Klosterreichenbach. 12 km schön warmfahren.

Hier beginnt die Hirschkopf-Trailrunde mit einem ersten längeren Anstieg, denn wer runterfahren will, muss auch erst mal hoch. Am Trailhead angekommen folgte gleich ein toller Trail – Schwarzwaldpfade vom Besten – Tannenwald – geschmeidiger Tannennadelboden, Wurzeln, ein paar Absätze & enge Kurven – ab & zu so eng, dass ein Versetzen des Hinterrades sehr hilfreich ist.

Im Anschluss ging es über ein stetiges Auf & Ab über Friedrichstal an den Ortsrand von Freudenstadt, immer wieder gewürzt mit schönen Trailabfahrten & auch Transferstrecken auf Trails – Bikerherz, was willst Du mehr?

Von Freudenstadt folgte ein langer klasse Trail hinab nach Friedrichstal & mit einigen Anstiegen & flotten Trails zurück nach Klosterreichenbach. Was für ein Genuss.

Bevor es dann wieder zurück nach Obertal ging, brauchten wir wieder etwas Energie. Entspannung & Genuss gibt`s in Baiersbronn auf dem zentralen Marktplatz im Eiscafe´. Anschließend läuft es hinauf nach Obertal wieder prima.

Obwohl wir am letzten Tag unsere Ferienwohnung räumen mussten, waren wir schon um 10h auf den Bikes und nahmen Teile der Steile-Hänge-Runde unter die Stollen. Nach einer steilen Auffahrt (Name ist Programm) befuhren wir zuerst den Hirschlach-Trail, der uns alle begeisterte: schön gelegte Steinpassagen und Kurven wechselten sich mit Wurzelpassagen ab und schöne Ausblicke gab es auch noch dazu und das richtig lang am Stück.

Nach der nächsten langen Auffahrt fuhren wir über den Buhlbach-Trail, der relativ sanft abfällt, aber dabei lauschig und verwunschen durch den Wald führt, nach Buhlbach ab und schon stand die nächste Auffahrt an. Inzwischen zogen sich ein paar dunkle Wolken zusammen, doch sie streiften uns nur mit wenigen Tropfen, während wir weiter auf den Walterhüttentrail fuhren und an dem wundervollen Aussichtspunkt Mittag machten. 

Frisch gestärkt nahmen wir das schwerste Stück S3 Trail in Angriff, wo wir einzelne Passagen auch mehrmals probierten, bis sie klappten. Ausfahrt über einen leichten Trailteil und Stippvisite an der Ruine Tannenfels. Wir beschlossen trotz nahender dunkler Wolken noch einen Trail anzufahren, genau gegenüber der Ruine ist der schöne lange Tannenfels-Trail, der von allem etwas zu bieten hat.

Nur den kleinen Abschnitt recht weit unten, den wir Radkiller nannten, gaben wir uns nicht mehr, sondern trugen die Räder drüber. Und trotz Donnergrollen bekamen wir nur wenige Tropfen ab. Abschluß bei Kaffee und Kuchen - was denn anderes als Schwarzwälder Kirsch! - in Mitteltal.