© DAV Tuttlingen/Luitgard Preiß

Alpenüberquerung mit dem Heißluftballon

18.12.2021

Mit dem Wind nach Italien

… oder was lange währt wird endlich gut.
Nur an wenigen Tagen sind solche Fahrten möglich ...

Das Jahresprogramm 2020 beinhaltete mit einer Alpenüberquerung mittels Heißluftballon wieder einen besonderen Event. Nur an wenigen Tagen im Winter sind solche Fahrten überhaupt möglich und bedeuten auf Grund der besonderen Bedingungen eine größere Herausforderung für Crew und Teilnehmer. Der erste geplante Termin im Winter 2020 fiel der Corona Pandemie zum Opfer, Italien wurde von einer bis dto. nicht vorstellbaren Coronawelle überrollt. Just am Reisetag ist das Land in einen kompletten Lockdown versunken, Österreich hat die Grenzen geschlossen, es war nicht sicher ob wir ein Hotel zum Übernachten finden, etwas zum Essen bekommen und wie wir wieder nach Hause gelangen, also wurde die Sache abgesagt.

Aber das Warten hat sich gelohnt, am 16.12.21 kam die Nachricht, dass für den 18.12. die Fahrt erneut geplant ist. Von den ehemals 6 Teilnehmern die angemeldet waren blieben 2 übrig so dass der eigens für den DAV-Tuttlingen reservierte Ballon für weitere 4 Teilnehmer zur Verfügung stand. Um 4:40 Uhr haben sich Crew und Passagiere mitten in München  getroffen, um mit dem  Ballon im Anhänger zum Startplatz, dem Segelflugplatz Unterwössen am Chiemsee, zu fahren. Nach 1,5 Std. Fahrt die große Enttäuschung, der Startplatz lag im dichten Nebel und auch für den geplanten Landebereich haben die Wetterdienste Nebel vorausgesagt, womit sich das Unternehmen als zu riskant erwies. Nach erneuter Lagebesprechung der Vorschlag weiter nach Osten zu fahren da dort bessere Wetterbedingungen angekündigt sind. Also fahren wir nochmals 1,5 Std. zum nächsten Ziel Filzmoos am Fuß des Dachsteins.

Mit Erreichen der Ortschaft reißt der Himmel auf, welch ein Panorama! Auf einer Wiese im Bruchharsch werden die drei Ballons aufgerüstet und nach gut einer Stunde heben wir im wahrsten Sinne des Wortes ab. Vor einer traumhaften Kulisse steigen wir in den strahlend blauen Himmel auf, Häuser und Straßen werden immer kleiner, bei 3000 m Höhe fordert der Pilot auf die Sauerstoffversorgung anzulegen. Wir schweben an Heiligenblut vorbei, lassen den Großglockner rechts liegen und klettern immer weiter in die Höhe, bei 6150 m ist das Maximum erreicht.  Andi unser Pilot pendelt sich auf der Suche nach dem perfektem Wind zwischen 5700 und 6100 m ein und rauscht mit 90-100 km/h in Richtung Süd-Süd-West. Von Zeit zu Zeit dreht er den Ballon, damit jeder mal in den Genuss der wärmenden Sonnenstrahlen kommt. Nachdem wir Lienz hinter uns gelassen haben kommen wir schon zum Lesachtal, danach erscheint Ruck-Zuck die italienische Grenze.  Es folgen die friauler und belluneser Dolomiten, Belluno, unter uns der Lago di Santa Croce, die Berge werden niedriger, die Gegend dichter besiedelt, am Horizont kann man trotz Nebel das Mittelmeer erahnen. Beim Dörfchen Santa Croce Bigolina in der Nähe von Cittadella ist unsere Fahrt nach 3,5 Std. und 143 km auf einem abgeernteten Maisfeld zu Ende.

Jetzt heißt es Ballonhülle zusammenschnüren und auf das Begleitfahrzeug warten. Da das allerdings noch länger dauern kann bietet uns ein freundlicher Italiener an uns in die nächste Ortschaft zu einer Bar zu fahren, in der wir auf Thomas mit Auto und Anhänger warten können. Als er kommt, ist es bereits dunkel d.h. wir können den Ballon heute nicht mehr bergen und müssen hier übernachten. Durch Empfehlung finden wir ein gutes Hotel, so dass wir den Abend gebührend ausklingen lassen können.

Die Bergung unseres Sportgerätes am Morgen hat sich als wesentlich schwieriger herausgestellt als gedacht und hat allen alles abverlangt. Nach 3,5 Std. Plagerei war dieses Abenteuer Geschichte und wir konnten die Heimreise antreten. Nachdem Andi uns unterwegs zur Feier der erfolgreichen Bergungsaktion noch zum Essen eingeladen hat, sind wir um 22:00 Uhr alle mehr oder weniger „geschafft“ aber um viele großartige Eindrücke, schöne Erinnerungen und neuartige Erfahrungen reicher wieder in München angekommen.

Die Reise war ein ganz besonderes Erlebnis das den Aufwand mehr als gerechtfertigt hat, einen besonderen Dank an unseren Piloten Andi Schwierz mit seinem „Feuervogel“ und Thomas unseren Verfolger.

Bericht: Luitgard Preiß